Wie schädlich ist Lärm wirklich?

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von Jonathan Ewald:

An was denken Sie, wenn Sie das Wort „Lärmbelastung“ hören? Ist es das Geräusch von Flugzeugen über Ihrem Kopf, oder die Sirene der Polizei oder die Hair Metal Band der 80er Jahre? Lärm ist definiert als unerwünschtes oder unangenehmes Geräusch. Obwohl manche lästige Geräusche auch leise sein können, scheint es doch, dass es die lauten sind, die uns am meisten stören. Und auch wenn die meisten Menschen dies wahrscheinlich nicht bemerken, beeinträchtigt Lärm - und zwar vor allem laute Geräusche - unsere Gesundheit.

Lärm wird normalerweise nicht gleich als eine mögliche Ursache von Krankheiten angesehen, er ist jedoch verantwortlich für eine ganze Menge an Effekten, die einen negativen Einfluss auf die körperliche Gesundheit, sowie das allgemeine psychologische Wohlbefinden haben. Die Auswirkungen erstrecken sich auf verschiedene Bereiche unseres Lebens, einschließlich Schlaf, Konzentration, Kommunikation und Erholung.

In einem Artikel, der im Southern Medical Journal erschien, wurde "passiver Lärm" dem passiven Rauchen gegenübergestellt. Bezüglich dieses Vergleiches wurde festgehalten: „Passiver Lärm ist ein unerwünschter Schadstoff, der durch die Luft übertragen und durch andere verursacht wird; wir werden ihm ohne unsere Zustimmung, oft gegen unseren Willen ausgesetzt, und dies zu Zeiten, an Orten und in einer Lautstärke über die wir keine Kontrolle haben.“

Wie genau kann Lärm uns nun schaden? Die WHO hat sich die Mühe gemacht, den negativen Einfluss der Lärmbelästigung in sieben Kategorien einzuteilen:

1.) Hörschäden

2.) Interferenzen mit verbaler Kommunikation

3.) Beeinträchtigung des Schlafes

4.) Kardiovaskuläre Schäden

5.) Störung der mentalen Gesundheit

6.) Verminderte Fähigkeit, Aufgaben auszuführen

7.) Negatives soziales Verhalten und Ärger als Reaktion

Die ersten Punkte erscheinen offensichtlich zu sein, aber andere - wie der Einfluss auf das kardiovaskuläre System - sind vielleicht überraschender. Sehen wir uns etwas genauer an, warum es zu diesen Folgen kommt und wie wir dem begegnen können.

Lärm und das Herz

Mehrere Studien, darunter eine, die von den Harvard und Boston Schools of Public Health durchgeführt wurde, haben kürzlich ergeben, dass ein Zusammenhang zwischen Belastung durch Fluglärm und einem erhöhten Risiko für Schlaganfall, koronare Herzerkrankungen und kardiovaskuläre Krankheiten besteht. Welchen Einfluss hat nun der Lärm auf unser Herz?

Kurz gesagt wird Lärm von unserem Gehirn oft als Gefahrensignal interpretiert. Diese Signale rufen eine Stressreaktion im Körper hervor, was zur Ausschüttung einer Reihe an Hormonen führt. Die Hormone wiederum sind verantwortlich dafür, dass Blutdruck und Puls steigen und sogar das Immunsystem unterdrückt wird. Über einen längeren Zeitraum gesehen, haben diese Stressreaktionen einen Einfluss auf das kardiovaskuläre System. Durch Lärm verursachter Schlafmangel und Ärger können zusätzlich das Stresslevel anheben und dadurch einen weiteren Risikofaktor für Herzerkrankungen darstellen.

Selbst wenn sich jemand durch Lärm nicht bewusst gestört fühlt oder gelernt hat, ihn auszublenden, bleiben die Auswirkungen doch die gleichen. Ein Beispiel dafür ist, dass wir selbst im Schlaf noch Geräusche hören - sie werden dann nur unterbewusst verarbeitet. Auch wenn wir dadurch nicht aufwachen, reagiert unser Körper trotzdem und schüttet Stresshormone aus.

Halten Sie kurz inne und lauschen Sie ... Sie hören wahrscheinlich eine Menge an Geräuschen, die Sie gelernt haben zu ignorieren. Genau diese Geräusche könnten Ihrem Körper schaden.

Lärm und Diabetes

Einer der wahrscheinlich weniger bekannten Effekte von Lärm ist seine Verbindung zu Diabetes. Dänische Forscher haben eine große Studie durchgeführt, die die Langzeitfolgen von Straßenlärm aufdecken sollte. Sie stellten fest, dass der Lärm von viel befahrenen Straßen und Autobahnen das Risiko für Diabetes Typ 2 erhöhen. Es wurde herausgefunden, dass das Risiko mit einer Erhöhung des Straßenlärms um 10 Dezibel jeweils um 8-11% ansteigt. Die Forscher nehmen an, dass Lärm die Entwicklung von Diabetes beeinflussen könnte, da er den Schlaf stört (oder verhindert, dass man die tiefen Schlafzyklen erreicht) oder indem er durch Ärger den Stress erhöht.

Lärm und Kinder

Ein Bereich, der genauer erforscht worden ist, sind die verschiedenen Effekte von Lärm auf Kinder. Kinder stellen eine Gruppe dar, die besonders anfälliger für die negativen Auswirkungen von Lärmbelästigung ist. Es wird angenommen, dass sie noch im Prozess sind, geeignete Mechanismen zu entwickeln, um mit der Belästigung durch Lärm umzugehen. Beispielsweise wurde in Studien gezeigt, dass Kinder, die in weniger ruhigen Heimen leben, eher zu einer verminderten Entwicklung der Wahrnehmung und der Sprache neigen. Weiterhin ist bekannt, dass Lärm bei Kindern einen Einfluss auf Lernen, Lesen, Problembewältigung, Motivation, schulische Leistungen und soziale und emotionale Entwicklung hat.

Weitere Auswirkungen

Es gibt auch Bedenken bezüglich des psychologischen Einflusses von Lärm. Ärger und Stress, die auf Lärm zurückzuführen sind, tragen unter anderem zu Stimmungsschwankungen, verminderter Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, Streitsucht, Nervosität, Übelkeit und Kopfschmerzen bei. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ältere Menschen, Kinder und Personen, und diejenigen die der gesprochenen Sprache nicht mächtig sind, besonders beeinträchtigt sind.

Während davon ausgegangen wird, dass Lärm nicht verantwortlich für mentale gesundheitliche Beschwerden ist, wird dennoch angenommen, dass er die Entwicklung von latenten mentalen Erkrankungen beschleunigt und verstärkt. Lärm kann Neurose, Hysterie und Psychose verursachen oder zu deren Entstehung beitragen.

Wie Sie sehen können, ist Lärmbelästigung ein großes Problem - vielleicht größer, als Sie vorher angenommen haben. Obwohl es keine perfekte Lösung des Problems gibt, sind da doch viele Schritte, die wir machen können, um den Lärm in unserem Leben zu reduzieren und unsere Gesundheit besser zu schützen.

Quelle: Life and Health Network