Sieben tödliche psychologische Sünden: 4. Sorgen

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von Jennifer Jill Schwirzer (M.A.):

Sorgen entstehen als Reaktion auf die Möglichkeit von Gefahr, im Gegensatz zur Wahrscheinlichkeit von Gefahr. In der Psychologie nennen wir dies Hypervigilanz. Nicht, dass Wachsamkeit völlig unnötig ist. Es ist wichtig, dass wir aufmerksam sind, denn es gibt Gefahren in dieser Welt. Doch Sorgen sind eine Reaktion auf mögliche Gefahren und die Möglichkeit von Gefahren ist im Grunde unbegrenzt.

Das Problem der Hypervigilanz oder der Sorge besteht darin, dass sie nicht den Schutz bringt, den man sich dadurch erhofft. Dies ist eine bekannte Tatsache in der Beratung von Missbrauchsopfern. Die Personen, die missbraucht und zum Opfer geworden sind, werden oft erneut Opfer von Missbrauch. Man nimmt an, dass der Grund dafür darin liegt, dass sie hypervigilant sind. Alles macht ihnen eine solche Angst, dass ihr Nervensystem buchstäblich völlig erschöpft ist, und sie so die eigentliche Gefahr übersehen und nicht in der Lage sind, sich dagegen zu schützen.

Sorge ist blind und kann die Zukunft nicht erkennen“ (Auf den Spuren des großen Arztes, S. 401).

Wir sorgen uns, weil wir hoffen, dass uns dies helfen wird, und wir auf diese Art und Weise jede mögliche Gefahr da draußen vorhersehen können - aber in Wirklichkeit funktioniert das nicht. Sorge kann nicht erkennen, was in der Zukunft passieren wird. Sorge ist blind.

Deshalb weise genau aus diesem Grund die Angewohnheit der Sorge ab. Es bringt ganz einfach nicht das, was du denkst dass es bringen wird.

Der Ersatz für Sorge ist Vertrauen. Ich bin mir bewusst, dass Vertrauen sich nach etwas sehr Gefährlichem anhört, besonders für diejenigen, deren Vertrauen fürchterlich ausgenutzt worden ist. Aber es ist schlimmer für dich, nie zu vertrauen, als einen Vertrauensbruch zu erfahren. Deshalb ermutige ich dich, zu lernen zu vertrauen - aber dass du lernst, intelligent zu vertrauen. Alle Institutionen, alle sozialen Einrichtungen - sei es eine Familie oder eine Kirche, oder selbst eine Gesellschaft - sie alle funktionieren auf der Grundlage von Vertrauen.

Wenn in einer Gesellschaft das Vertrauen wegfällt, dann hat das einen kulturellen Niedergang zur Folge. Eine Gesellschaft kann keinen Erfolg haben, wenn unter den Mitgliedern kein Vertrauen herrscht. Das gleiche gilt auch für kleinere Gesellschaftsformen, wie für Familien und Freundschaften. Vertrauen schafft eine Basis für gesunde Beziehungen und gesunde Persönlichkeiten.

Was wir in der Psychologie entdeckt haben ist, dass es eine kleine chemische Substanz im Gehirn gibt, genannt Oxytocin, das sozusagen der Vermittler für Vertrauen ist. Es ist das Teilchen, das im Gehirn arbeitet, wenn man Vertrauensbeziehungen aufbaut. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Injektion von Oxytocin zu einer erhöhten Bereitschaft führt, soziale Risiken einzugehen. Das bedeutet, dass wenn man jemandem eine Spritze mit Oxytocin verpassen würde, die Person sich eher trauen würde einen Fremden anzusprechen, oder eine neue Freundschaft einzugehen.

Außerdem gibt es Forschungen, die den Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Vertrauen untersuchen. Dabei wurde folgendes festgestellt:„Einsamkeit steht im negativen Zusammenhang mit jeglicher Maßnahme von Vertrauen und vertrauensvollem Verhalten.“ (Journal of Genetic Psychology, 10/2004)

Das Fazit ist: Vertrauen ist das Risiko wert, auch wenn dies bestimmte Risikofaktoren mit sich bringt. Tatsächlich gibt es kein Vertrauen ohne Risiko. Wenn man alle Risiken beseitigt, beseitigt man auch das Vertrauen. Aber obwohl das Vertrauen automatisch auch Risiken mit sich bringt, ist es das Risiko wert, besonders wenn man lernt, wie man seine Freunde gut auswählt, wie man sein Vertrauen sicher gründet und wie man sein Leben auf eine intelligente Art und Weise führen kann.

Du wirst feststellen, dass du immer weniger von anderen Menschen enttäuscht werden wirst, dass sich diese Vertrauensbindungen festigen werden, und dass Vertrauen die gesunde Grundlage für dich und deine Beziehungen sein wird.

Über den Autor:

Jennifer Jill Schwirzer hat einen Master Abschluss als Beraterin für Mentale Gesundheit und übt diesen Beruf als lizensierte Fachberaterin aus. Sie ist eine weltweit gefragte Seminarsprecherin und hatte auch Sendungen beim US Fernsehsender 3ABN.

Quelle: Life and Health Network