Sieben tödliche psychologische Sünden: 6. Emotionalität

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von Jennifer Jill Schwirzer (M.A.):

Die nächste tödliche psychologische Sünde ist Emotionalität - oder auch Leben nach Gefühl. Ich praktiziere kognitive Verhaltenstherapie, und auf meiner Liste von verzerrten Denkmustern gibt es einen Eintrag über emotionales Schlussfolgern. Dieses hört sich ungefähr so an: „Wenn ich mich so fühle, dann muss es auch so sein.“ Wenn ich mich also schuldig fühle, dann bin ich auch schuldig. Wenn ich fühle, dass eine Person mich nicht mag, dann mag mich die Person auch nicht.

Emotionales Argumentieren bedeutet, dass wir unsere Ahnungen überinterpretieren und annehmen, dass sie nie falsch liegen oder uns fehlerhafte Informationen liefern. Gefühle sind ein wunderbares Geschenk, aber sie sind nicht unfehlbar. Deshalb ist es nicht ungefährlich, nur nach unseren Emotionen zu leben oder unsere Emotionen als Maßstab zu sehen und Schlüsse zu ziehen, die einzig und allein auf unseren Gefühlen basieren. Aber gleichzeitig müssen wir unsere Emotionen wertschätzen.

In meinen Augen sind sie vergleichbar mit 2-jährigen Kindern. Wir lieben unsere 2 Jahre alten Kinder, wir hören ihnen zu, wir schenken ihnen Aufmerksamkeit - aber wir lassen sie nicht das Auto fahren, sie sitzen auf dem Rücksitz in einem Kindersitz.

So ist es auch mit unseren Emotionen. Höre auf deine Emotionen, schätze deine Emotionen - aber lass sie nicht am Steuer sitzen, sonst wirst du im Graben landen.

Der Ersatz für Empfindsamkeit ist leben nach Prinzipien. Vergiss nicht, dass 'motion' (Bewegung) zu 'emotions' (Gefühlen) führt. Oftmals werden wir erleben, dass wenn wir nach Prinzipien leben, unsere Emotionen sich diesen Prinzipien anpassen werden. Mit anderen Worten: es wird uns Emotional besser gehen, wenn wir nach Prinzipien leben.

Ein Beispiel ist die Geschichte des Zeitungskolumnisten und Pastoren George Crane. Er erzählt von einer Frau, die in sein Büro kam und voller Hass gegenüber ihrem Ehemann war. „Ich möchte ihn nicht nur loswerden. Bevor ich mich von ihm scheiden lasse, will ich ihn so sehr verletzten, wie er mich verletzt hat.“

Dr. Crane machte den Vorschlag, einen genialen Plan durchzuführen. Er sagte: „Gehen Sie nach hause und verhalten Sie sich so, als ob Sie Ihren Mann wirklich lieben würden. Sagen Sie ihm, wie viel er Ihnen bedeutet. Loben Sie ihn für jeden ehrbaren Charakterzug. Seien Sie darum besorgt, dass Sie so freundlich, aufmerksam und großzügig sind, wie nur möglich. Scheuen Sie keine Mühe, ihm zu gefallen und ihm Freude zu machen. Lassen Sie ihn glauben, dass Sie ihn lieben. Und dann, nachdem Sie ihn von Ihrer unsterblichen Liebe überzeugt haben und davon, dass Sie nicht ohne ihn leben können, lassen Sie die Bombe platzen. Sagen Sie ihm, dass Sie sich scheiden lassen wollen. Das wird ihn wirklich verletzen.“

Mit rachsüchtigen Augen lächelte sie und rief aus: „Großartig! Er wird so überrascht sein!“ Und dann befolgte sie den Plan mit Enthusiasmus. Als sie längere Zeit nicht zu ihm zurückkam, rief Crane die Frau an und fragte: „Sind Sie bereit, die Scheidung einzureichen?“ „Scheidung?“, fragte sie. „Niemals! Ich habe gemerkt, dass ich ihn wirklich liebe.“

Nach Grundsätzen zu handeln hilft uns zu glauben, was wir tun. Ich mag es nicht, wenn man den Ausdruck gebraucht, „Fake it, until you make it“ (Täusche es vor, bis es Wirklichkeit wird.), weil ich nicht unaufrichtig sein möchte. Aber ich liebe den Satz: „Faith it, until you make it“ (Glaube es, bis es Wirklichkeit wird). Handle im Glauben nach Prinzipien, und schließlich werden deine Emotionen mit deinen Handlungen in Einklang kommen.

Es gibt noch einen anderen Weg, gegen Emotionalität vorzugehen. In der Psychologie nennen wir es die kognitive Verhaltenstherapie. Wir haben bemerkt, dass bestimmte Lebensereignisse bei vielen Menschen negative Emotionen auslösen. Aber da gibt es etwas, was zwischen diesen Ereignissen und Umständen, und den Emotionen vermittelt. Und das nennen wir kognitive Verarbeitung, also die Art und Weise, wie wir über diese Ereignisse denken.

Das Gute ist, dass obwohl wir unsere Emotionen normalerweise nicht direkt verändern können (- ich weiß nicht, ob du das schon einmal versucht hast, aber es ist so, als ob man versucht, eine Welle am Strand zu halten - Du kannst deine Emotionen nicht wirklich verändern -) können wir aber unsere Gedanken verändern. Und wenn man seinen Gedanken eine andere Richtung gibt, dann werden die Gefühle den Gedanken oftmals folgen.

Was wir also in der kognitiven Verhaltenstherapie tun, ist folgendes: Wir konfrontieren Menschen mit den verschiedensten Formen von verdrehtem Denken und wir bringen ihnen bei, selber die Verantwortung für die Art und Weise, wie sie über die Geschehnisse in ihrem Leben denken, zu übernehmen.

Hier einige Beispiele für diese verdrehten Denkweisen.

1. Schwarzmalen - also Dinge viel schlimmer darstellen, als sie in Wirklichkeit sind.

2. Gedanken lesen - die Annahme, dass man weiß, was in den Gedanken einer anderen Person vorgeht, obwohl man es eigentlich gar nicht weiß.

Ich erinnere mich daran, wie ich einmal in einer Kirche gepredigt habe. Jemand hat mich die ganze Zeit über sehr böse angeschaut, und ich fühlte mich dadurch ziemlich eingeschüchtert und habe angenommen, dass das ein Ausdruck dafür war, dass er meiner Predigt kritisch gegenüber stand. Nach dem Gottesdienst kam er zu mir und sagte mir (mit demselben Gesichtsausdruck): „Gott sei gelobt für diese gute Predigt, Schwester!“ Es war sehr lustig, und es war eine gute Lektion für mich, dass ich die Gedanken anderer Menschen eben nicht lesen kann.

3. Negatives Filtern - sich ausschließlich auf das Negative konzentrieren.

4. Übergeneralisieren - Wir sehen jemanden, der vielleicht etwas dummes angestellt hat und wir sagen: „Was für ein Idiot.“, anstatt dass wir die Wahrheit sagen, nämlich: „Manchmal handelt er unüberlegt, und er hat schon einige Fehler gemacht, aber er hat auch viele positive Eigenschaften.“

5. Dichotomes Denken - (Schwarz-Weiß-Denken), entweder wir haben großen Spaß bei dem Ausflug - oder wir haben gar keinen Spaß.

6. „Sollte/müsste-Denken“ - Manche Menschen sehen die Welt immerzu durch die „sollte/müsste-Brille“. Wenn sie mit anderen zu tun haben, vergleichen sie ihr Gegenüber immer mit dem, was oder wie er eigentlich sein sollte, anstatt ihn so anzunehmen, wie er ist. Das kann echt ins Auge gehen, denn je mehr Anforderungen man an andere stellt, desto weniger Einfluss hat man meistens auf sie.

7. Personalisieren - eine Art der verdrehten Denkweise, bei der ich die Verantwortung für etwas übernehme, was jemand anders getan hat.

8. Schuld-Verschiebung - wenn ich jemandem etwas zuschreibe, wofür ich verantwortlich bin.

9. Unfaire Vergleiche - man vergleicht sich selbst mit anderen und aufgrund dessen fühlt man sich entweder selbst zu gut oder sehr schlecht.

Dies sind nur einige Beispiele für verzerrte Denkmuster. In der kognitiven Verhaltenstherapie besteht das Ziel darin, den Leuten zu helfen, dieses verdrehte Denken mit einer neuen, gesunden Denkweise zu ersetzen, und im Grunde genommen zu lernen, ehrlich mit sich selbst zu sein. Sobald man klarer denken kann, beginnen die Gefühle, sich den Gedanken anzupassen, und man fängt an, sich besser zu fühlen.

Nach Prinzipien zu leben bedeutet also, nach Prinzipien zu handeln und nach Prinzipien korrekt zu denken, und wir werden schließlich feststellen, dass die Emotionen den richtigen Handlungen und Gedanken folgen werden. Die Gefühle werden den Handlungen und Gedanken entsprechen.

Über den Autor:

Jennifer Jill Schwirzer hat einen Master Abschluss als Beraterin für Mentale Gesundheit und übt diesen Beruf als lizensierte Fachberaterin aus. Sie ist eine weltweit gefragte Seminarsprecherin und hatte auch Sendungen beim US Fernsehsender 3ABN.

Quelle: Life and Health Network