Sieben tödliche psychologische Sünden: 7. Bitterkeit

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von Jennifer Jill Schwirzer (M.A.):

Die nächste tödliche psychologische Sünde ist wahrscheinlich die tödlichste: Bitterkeit. Jemand sagte einmal, dass „Bitterkeit so ist, als ob man Gift trinkt und erwartet, dass eine andere Person dadurch stirbt.“ Wenn wir von einer oder mehreren Personen verletzt wurden, beginnen wir oft, unglaublich viel über diese Situation nachzudenken. Wir leiden an einer emotionalen Wunde und es benötigt Zeit, das alles zu verarbeiten.

Es ist in Ordnung, sich geringfügig darüber Gedanken zu machen, aber es gibt einen bestimmten Punkt, an dem wir anfangen, uns zu viel damit zu beschäftigen, und wir davon förmlich „aufgefressen“ werden. Man bezeichnet das auch als „Grübeln“. Unsere Gedanken sind ganz ausgefüllt von einer bestimmten Situation.

Was häufig mit Menschen passiert, die in Bitterkeit verfallen, ist, dass sie zwar den Kontakt zu der betroffenen Person abbrechen, doch weil die Bitterkeit selbst nicht gelöst wurde, werden sie sich in ihrem weiteren Leben bald in einer ähnlichen Situation wieder finden und die alte Last weiter mit sich herumschleppen, weil es noch Dinge in ihrem Leben gibt, die nicht geregelt wurden.

Es besteht die Gefahr, dass man aufgrund von Bitterkeit zu einem sehr gemeinen, ärgerlichen und negativ denkenden Menschen wird.

Eine sehr interessante Studie wurde durchgeführt, um die Wirkung von Botox auf die mentale Gesundheit zu testen. Botox hat einen Effekt auf die mentale Gesundheit - und nicht nur, weil die Menschen meinen, sie sehen dadurch besser aus, sondern weil der grimmige Ausdruck um die Augen, wenn man Wut oder ähnliche Gefühle hat, einen reflexiven Effekt auf unsere Psyche und unser emotionales Empfinden hat. Den Studienteilnehmern wurde also Botox um die Augen gespritzt, und es wurde festgestellt, dass 47% ihrer depressiven Symptome über einen Zeitraum von 16 Wochen verschwanden.

Der Ersatz für Bitterkeit ist sehr einfach: Vergebung.

Lass mich eine Geschichte erzählen. 2006 rannte ein Mann namens Charles Carol Roberts in eine Amish-Schule und erschoss kaltblütig fünf Amish Schulmädchen. Dann erschoss er sich selbst. Das Erstaunliche an der Geschichte ist das Mitgefühl der Amish-Gemeinschaft in dieser Situation, die normalerweise jedes Rachegefühl und allen Zorn der menschlichen Natur geweckt hätte. Der Strom der Barmherzigkeit war tatsächlich noch stärker als der des Blutes.

Nur Stunden nach der Schießerei erschien ein amisher Nachbar am Haus der Familie Roberts, um sie zu trösten. Die hinterbliebene Witwe, seine Eltern und Schwiegereltern wurden besucht. Ein weiterer Amish hielt fast eine Stunde lang Roberts weinenden Vater in den Armen. Schließlich besuchten 30 Amish die Beerdigung des Mörders. Einer von ihnen erklärte: „Ich denke nicht, dass auch nur eine Person hier ist, die irgendetwas anders möchte, als vergeben.“

Einer der Gründe, warum Menschen zögern zu vergeben ist, dass sie Vergebung mit anderen Aspekten durcheinander bringen. Lass mich erklären, was Vergebung nicht bedeutet. Vergebung entschuldigt nicht, was die andere Person getan hat, noch heißt sie deren Handlung gut. Vergebung bedeutet auch nicht Versöhnung. Man muss nicht zwangsweise eine Beziehung zu der andern Person aufbauen. Das ist nicht immer sicher und nicht immer ratsam. Vergebung und Vertrauen stehen in einem engen Zusammenhang, aber sie sind nicht das Gleiche.

Trenne Vergebung von diesen Dingen und finde Vergebung vor allem in deinen Gedanken. Durch Vergebung löst du dich von deinem „Recht“, die andere Person auf dieselbe Art zu verletzen, wie sie dich verletzt hat. Nun, man könnte argumentieren, dass man nie und unter keinen Umständen das Recht hat, jemand anders zu verletzten. Aber in unserem Denken nehmen wir an, dass wir das Recht haben jemand anders wehzutun, wenn er uns verletzt hat. Vergebung besteht in der freiwilligen Aufgabe dieses Rechtes.

Soziologische Forschungen haben gezeigt, dass diejenigen, die ihre eigene Sündhaftigkeit und ihre eigene Fähigkeit, anderen wehzutun, verstehen und einsehen, sogar messbar eher dazu bereit sind, zu vergeben. Wenn du also Schwierigkeiten damit hast, einer anderen Person zu vergeben, dann erinnere dich an Situationen, in denen du jemand anders verletzt hast.

Karl Menninger sagte, dass wenn er Patienten aus psychiatrischen Kliniken überzeugen könnte, dass ihre Sünden vergeben sind, 75% von ihnen am nächsten Tag nach hause gehen könnten.

Wenn wir glauben, dass uns vergeben wurde, dann werden wir viel mehr dazu in der Lage sein, anderen zu vergeben. Vergebung ist keine Einbahnstraße. Ich erhalte von Gott und von anderen Menschen Vergebung für die Dinge, die ich getan habe, und ich gebe Vergebung weiter an andere.

Ich weiß, dass diese Lebenshaltung irgendwie irrational zu sein scheint. In uns allen steckt dieser Sinn für Gerechtigkeit und wir meinen, er muss erfüllt werden. Doch einem guten Rat zufolge, sollten wir diese Sache Gott überlassen und uns entscheiden, zu vergeben. Das ist der bessere Weg - für deine körperliche Gesundheit, für deine geistige Gesundheit und für dein geistliches Leben.

Über den Autor:

Jennifer Jill Schwirzer hat einen Master Abschluss als Beraterin für Mentale Gesundheit und übt diesen Beruf als lizensierte Fachberaterin aus. Sie ist eine weltweit gefragte Seminarsprecherin und hatte auch Sendungen beim US Fernsehsender 3ABN.

Quelle: Life and Health Network