von Risë Rafferty: Ein Antagonist ist normalerweise jemand (oder etwas), der (das) gegen uns ist. Per Definition ist er gegnerisch, einschränkend und eine vernichtende Kraft und wird daher selten mit etwas Positivem assoziiert. In der Welt der Physiologie dagegen, könnte im Leben keine gesunde Balance aufrechterhalten werden, wenn Agonist und Antagonist nicht zusammenspielen würden. Wenn Sie bereit sind, ganz ehrlich sich selbst gegenüber zu sein, dann schauen Sie einmal in einen großen Spiegel, in dem Sie Ihren ganzen Körper sehen können. Schütteln Sie mit geschlossenen Augen Ihre Arme und Beine aus, rollen Sie mit den Schultern und stellen Sie sich dann in eine natürliche, entspannte Haltung, in der die Füße ungefähr schulterbreit voneinander entfernt sind. Öffnen Sie dann Ihre Augen, ohne Ihren Körper zu bewegen und schauen Sie sich genau an. Sehr wahrscheinlich werden Sie eine mehr oder weniger schlechte Haltung sehen. Wenn Sie sich zur Seite drehen und man auf Ihrer Schulter ein X markieren und eine Schnur an Ihr Ohr hängen würde, dann sollte die Schnur direkt durch die Mitte des X und dann über Ihre Knie verlaufen. Prüfen Sie, welchen Verlauf eine solche Schnur bei Ihnen haben würde. Wenn er nicht den Richtlinien entspricht, dann lesen Sie weiter. Eine perfekte Haltung ist so selten, dass wir, wenn wir sie doch einmal bei jemandem sehen, gewöhnlich annehmen, dass sie eine Tänzerin sein muss, oder dass er aussieht, als ob er beim Militär wäre. Der Rest von uns trägt die Konsequenzen von den vielen Stunden, die wir vor Computern, über Büchern, bei der Arbeit oder beim Heben von schweren Gegenständen verbracht haben und das zeigt sich in geringerer oder aber dramatischer Abweichung von dem, was wir eigentlich sein sollten. Die Muskeln unseres Körpers sind strategisch angeordnet, so dass es für jede Bewegung einen entsprechenden Gegenspieler gibt, der für entgegenarbeitende Spannung sorgt. Unglücklicherweise ist es so, dass monotone, sich wiederholende Bewegungen oder das Stärken von spezifischen Muskeln auf Kosten von anderen, dazu führen, dass unser Körper sich nicht mehr in der Position befindet, in der er am besten funktioniert. Stellen Sie sich „Joe Hercules“ im Fitness-Studio vor. Seine Rückenmuskeln treten sichtbar hervor. Er ist auffällig stark. Doch als Folge der überstarken Ausbildung der offensichtlichen Muskeln, zum Nachteil anderer, die weniger offensichtlich sind, beschreiben seine Arme eine Innenrotation, die etwas einem Gorilla ähnelt und ein Zeichen schlechter Haltung ist. Dies führt dazu, dass die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist und zu einem Mangel an Unterstützung für neutral positionierte Gelenke. In der typischen Position einer älteren Frau, bei der die Schnur vom Ohr ungefähr 5-8cm vor der Schulter verlaufen würde, sind die Auswirkungen ähnlich. Mit je 2-3cm, die die Schnur zu weit vorne verläuft, verdoppelt sich das Gewicht des Kopfes. Natürlicherweise kompensieren bestimmte Muskeln dies, während andere Muskeln inaktiviert werden. Muskeln, die als Agonisten fungieren, leisten die Haupttriebkraft für spezielle Bewegungen. Typischerweise arbeiten Synergisten mit ihnen zusammen und unterstützen sie in ihrer Funktion. Antagonisten hingegen sind Muskeln, die einer bestimmten Bewegung entgegenarbeiten, oder die entgegengesetzte Bewegung ausführen. Sie helfen dabei, die ausgeführte Bewegung des Agonisten zu regulieren, indem sie durch geringe Kontraktion (ein wenig) Widerstand leisten. Sie verleihen der Bewegung Stabilität und Gleichmäßigkeit und verhindern exzessive Bewegungen. Durch diese Zusammenarbeit sorgen die beiden entgegengesetzten Muskelgruppen beispielsweise dafür, dass unsere Gelenke in ihrer Position bleiben und nicht überstrapaziert werden. Wenn Agonisten oder Antagonisten zu stark werden, kommt es zu einer Ungleichgewicht. Zu den Symptome eines solchen Ungleichgewichts gehören Rücken-, Schulter- und Nackenschmerzen, verspannte Muskeln, Bandscheiben- und Gelenkschäden, Müdigkeit, Kopfschmerzen, erschwertes Atmen, Verkrümmungen und Fehlstellungen. Zudem kompensiert der Körper normalerweise eine schlechte Haltung durch eine noch schlechtere. Um eine gute Haltung zu bekommen, müssen wir daran denken, dass die Muskeln als Agonisten und Antagonisten zusammenarbeiten. Anstatt sich ausschließlich auf eine gerade Wirbelsäule zu konzentrieren, sollte man auch beachten, dass sich die Brust vom Zwerchfell abhebt, was dazu führen wird, dass die Wirbelsäule in die richtige Position gebracht wird. Dr. Joan Young-Cheney, Chiropraktikerin und Professorin, bringt ihren Patienten bei, eine gute Haltung zu bekommen und diese zeitlebens beizubehalten. Dies kann man durch den Einsatz von nur vier Minuten am Tag erreichen. Hier ein Teil ihres Programms: Beginnen Sie mit einigen Dehnübungen: 1.) Legen Sie sich auf den Rücken und verschränken Sie Ihre Finger hinter dem Kopf. Heben Sie nun Ihren Kopf vom Boden (oder Bett), indem Sie nur Ihre Arme benutzen und atmen Sie dabei langsam aus. Halten Sie diese Stellung bis Sie komplett ausgeatmet haben. Lassen Sie dann Ihre Arme langsam sinken. Wiederholen Sie diese Übung 10-12 mal. 2.) Setzen Sie sich auf den Boden und ziehen Sie den Kopf leicht ein. Ziehen Sie nun mit der Hand den oberen Teil Ihres Kopfes zu einer Seite, bis Sie eine Dehnung der Muskeln spüren. Halten Sie diese Position für eine Sekunde und lassen Sie dann locker. Wiederholen Sie die Übung 10-12 mal. 3.) Stellen Sie sich in eine offene Türe und setzen Sie Ihre Handflächen auf Taillenhöhe an den Türrahmen. Machen Sie einen kleinen Schritt vorwärts und dehnen Sie sich langsam nach vorne, während Ihre Brust gestreckt und Sie langsam ausatmen. Halten Sie diese Position für 10 Sekunden, während Sie weiter ein- und ausatmen. Machen Sie dann einen Schritt zurück. Wiederholen Sie diese Übung 3-4 mal und machen Sie dazwischen jeweils 10 Sekunden Pause. Fahren Sie nach dem Dehnen mit folgenden Übungen fort: 1.) Verschränken Sie Ihre Finger hinter Ihrem Rücken, oder halten Sie ein Handtuch, wenn Sie Ihre Hände nicht berühren können. Heben Sie die Brust an (nicht die Schultern!), rollen Sie mit Ihren Schulter nach hinten und halten Sie wenn möglich Ihre Handgelenke zusammen. Drücken Sie dann Ihre Ellbogen zusammen und heben Sie sie an. Halten Sie dies für 10 Sekunden. Entspannen Sie für 10 Sekunden und wiederholen Sie das Ganze 3 mal. 2.) Legen Sie sich mit angewinkelten Beinen auf den Boden. Spannen Sie die Bauchmuskeln an und drücken Sie den Rücken feste gegen den Boden. Spannen Sie dann die äußeren Gesäßmuskeln an. Heben Sie nun das Becken (nicht den unteren Rücken) ungefähr 2-3cm vom Boden. Halten Sie dies für 10-20 Sekunden. Machen Sie 5-10 Sekunden Pause und wiederholen Sie die Übung 3 mal. 3.) Heben Sie im Stehen die Brust vom Brustbein an und versuchen Sie, aus dem Oberbauch heraus zu atmen. Dies hilft dabei, die Schultern und den Kopf über dem Schwerpunkt zu halten und das Gewicht über dem Zwerchfell zu verringern, sodass eine einwandfreie Sauerstoffversorgung von Gewebe und Gelenken gewährleistet ist. Dr. Young-Cheney hat mit diesem Programm erstaunliche Erfolge erzielt. Durch bewusstes Dehnen und Stärken der antagonistisch wirkenden Muskeln, wird die unbewusste Tätigkeit dieser Muskeln, auch über den Tag eine gute Haltung beizubehalten, gefördert. Quelle: Life and Health Network